Seiner Zeit voraus

von Jens Arnold (Kommentare: 0)

Domenik Schönefeldt zählt mit seinen 18 Jahren bereits zu Deutschlands absoluter Judoka-Elite. Und auch international sorgt der Athlet des Budokan Sonneberg immer mehr für Aufsehen.

Von Ronny Knoll

Sonneberg – Es gibt zahlreiche Spitzensportler, die angesichts ihrer grandiosen Erfolge mit stolzgeschwellter Brust durchs Leben schreiten. Es gibt Sportler, die angesichts ihrer Leistungen unerreichbar scheinen. Und es gibt Ausnahmesportler wie Judoka Domenik Schönefeldt. Während der 18-Jährige Vorzeigeathlet des Budokan Sonneberg allein im März Erfolge im nationalen und internationalen Bereich errang, verblüfft der Youngster auch abseits der Wettkampfmatten durch eine bemerkenswerte Bodenständigkeit und Heimatverbundenheit.

„Ich schätze mich eher als ruhig und bescheiden ein. Zudem denke ich, dass ich gut mit Kritik umgehen kann, denn an ihr kann man wachsen und genau diese bringt dich weiter“, ist sich Schönefeldt sicher. Doch trotz aller privater Zurückhaltung, im Wettkampf zeigt das junge Kraftpaket ein anderes Gesicht. Ein ganz anderes. Allein im dritten Monat des aktuellen Kalenderjahres sicherte sich Schönefeldt den Titel des Deutschen Vizemeisters und degradierte die internationale Konkurrenz beim Junior European Judo Cup in Portugal zu Statisten. Überschwängliche Freude? Fehlanzeige! „Der Wettkampf in Portugal war das erste große Turnier für mich in der bis 100er-Klasse. Ich habe mich zum Glück nicht ablenken lassen. Es ist unglaublich schön, wenn man feststellt, dass sich die ganze Arbeit lohnt. Aber die Konkurrenz schläft nicht, und deshalb muss ich weiterhin an mir arbeiten“, resümiert Schönefeldt kurz, trocken und – wie könnte es anders sein – völlig bescheiden.

Obwohl Domenik Schönefeldt längst auf internationaler Ebene Fuß gefasst hat und somit weit über die Grenzen der Stadt Sonneberg hinaus staunende und mitunter neidische Blicke genießt, vergisst der Bronzemedaillen-Gewinner der Olympischen Jugendspiele 2014 von Nanjing nicht seine Ursprünge – den Kampfsportverein Budokan Sonneberg. „Für mich ist der Verein wie eine große Familie. Wenn ich Probleme habe, kann ich jederzeit meine Trainer und meine Vereinskollegen kontaktieren. Es ist immer wieder schön, wenn ich in der Heimat sein darf“, sagt Schönefeldt.

Doch angesichts der jüngsten Erfolge, seines riesigen Potentials und zukünftiger Aufgaben, werden die Besuche in der Spielzeugstadt zwangläufig seltener. „Letzte Saison war ich für Halle in der zweiten Bundesliga aktiv. Ab diesem Jahr starte ich für den Judoclub Frankfurt/Oder in der ersten Liga. Am 25. April beginnt dann die neue Saison“, sagt Schönefeldt, der seine schulische Ausbildung mittlerweile an der Sportschule Hannover absolviert. „Davor war ich an der Sportschule in Jena. Ich wäre gerne in Thüringen geblieben, allerdings habe ich in Hannover mehr Trainingspartner und somit andere Möglichkeiten.“

Möglichkeiten, die allerdings auch harte Arbeit und bedingungslose Disziplin voraussetzen. „Ein normaler Tag sieht bei mir so aus, dass ich um 6.30 Uhr aufstehe, um 7.30 Uhr steht die erste Trainingseinheit an, danach kurz duschen, essen, eine Schuleinheit bis 15.30 Uhr und ab 17 Uhr wartet dann das Techniktraining. Nach einer kurzen Pause geht es von 18.30 bis 20 Uhr abschließend ins Wettkampftraining“, verrät Schönefeldt.

Und genau hier kommt dem jungen Sonneberger, der am 29. März seinen 19. Geburtstag feiert, ein kühler Kopf und klare Gedanken zu Gute. „Der Kopf macht unheimlich viel aus. Wenn man in einen Kampf geht und grübelt, dann kann man es eigentlich gleich vergessen. Kraft, Technik sowie Taktik spielen allerdings genauso eine wichtige Rolle. Das macht den Sport so interessant.“ Dass Domenik Schönefeldt aufgrund seines athletischen Erscheinungsbildes längst nicht mehr als Junior angesehen wird, verblüfft den Judoka selbst ein wenig. „Manchmal ist es schon etwas merkwürdig, wenn mich andere Athleten oder Frauen wesentlich älter einschätzen. Mit 15 oder 16 Jahren hatte ich einen gewissen Schub, wahrscheinlich auch durch die Gene meines Vaters“, sagt der U21-Athlet mit einem kleinen Grinsen.

Nach seinem Umstieg von der 90-Kilogramm- in die 100er-Klasse beschreibt Domenik Schönefeldt seine Ziele – einmal mehr – bescheiden: „In diesem Jahr will ich mich zunächst für die U21-EM oder die U21-WM qualifizieren und dort auch um Medaillen kämpfen. Die Olympischen Spiele in Rio 2016 kommen wohl noch zu früh, da ich dann mein Abi absolviere und der Sprung von der U21 zu den Erwachsenen sehr hart ist. Deshalb fokussiere ich mich auf die Spiele 2020 in Tokio.“

Dass dieses Ziel mehr als realistisch ist, ist angesichts der Entwicklung und nicht zuletzt bemerkenswerten Einstellung des jungen Sonneberger Ausnahme-Sportlers keine Utopie – aller Bescheidenheit zum Trotz.

  

INFOKASTEN: BÄRENSTARKER NACHWUCHS

 

Neben Domenik Schönefeldt kann der Budokan Sonneberg auf beeindruckende Erfolge im Nachwuchsbereich blicken. So überzeugten die Sonneberger Judo-Youngster bei den Südthüringer Meisterschaften in Schmalkalden (Kreisunionsmeisterschaften) mit drei Gold- (Amelie Arnold U11, Fabia Arnold U11, Sebastian Silen U21), sechs Silber- ( Vivian Fischer U11, Sascha Alberg U11, Tom Wardas U13, Hoang Phan Viet U18, Jonathan Räphold U15, Hannes Fritsch U13) und drei Bronzemedaillen (Max Komann U15, Daniel Wagner U15, Lisa Preuß U11).

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